Die Wappen und Flaggen des Landkreises Erding (Oberbayern)
ehemalige Gemeinden
Flagge Verwendung Literatur Bildquellen Links

Wellenförmig geteilt von Rot und Silber; oben ein silberner Pferderumpf, unten ein schräggestelltes blaues Beil.

Sankt Wolfgang

Wellenförmig geteilt von Rot und Silber; oben ein silberner Pferderumpf, unten ein schräggestelltes blaues Beil.

Vorbemerkung:

Die zum Landkreis Wasserburg gehörigen Gemeinden Sankt Wolfgang, Gatterberg, Schönbrunn, Jeßling, Pyramoos und Lappach schloßen sich 1971 zur Gemeinde Sankt Wolfgang zusammen; zum 1.1.1972 wurden Teile der Gemeinde Schiltern (Mayerhof; sonst siehe Dorfen) nach Sankt Wolfgang eingegliedert. Mit der Auflösung des Landkreises Wasserburg zum 1.7.1972 kam die Gemeinde Sankt Wolfgang zum Landkreis Erding. Keine der ehemaligen Gemeinden hatte ein eigenes Gemeindewappen geführt.

 

Begründung des Wappens:

St. Wolfgang war jahrhundertelang Bestandteil der ehemaligen Grafschaft Haag, worauf das in seiner oberen Hälfte wiedergegebene Wappentier der Grafen Fraunberger zu Haag hinweist. Unmittelbaren Bezug auf den Namen der Gemeinde nimmt das Beil als eines der Attribute des Hl. Wolfgang, der in der Wallfahrtskirche verehrt wird in Erinnerung an eine von ihm im 10. Jahrhundert unter dem Altar der Wolfgangskapelle erweckte Quelle.

Die Regierung von Oberbayern stimmte der Annahme des Wappens am 12. Juni 1973 zu.

 

Entwurf des Wappens:

Heinz C. Bessling, Gauting.

 

Historische Bildquellen:

Wappen der Fraunberger vom Haag (Grafschaft Haag) und Fraunberger von und zu Fraunberg (Alt-Fraunberg) (siehe auch Wappen des Landkreises Erding, von Fraunberg und Schwindkirchen).

Die Fraunberger gehören zu den ältesten noch blühenden Familien Bayerns. Im Hl. Römischen Reich vertraten sie, zusammen mit drei weiteren Familien, die Ritterschaft (Quaternionen).

Pfleger in Erding:

Anna, 1393-97, 1406;
Sigmund, 1420/21;
Christian, 1436;
Hans, 1442-44;
Sigmund, 1503;
Oswald, 1519-48.

Das Stammwappen der Fraunberger ist der silberne Pfahl in Rot (siehe auch Taufkirchen/Vils). Das gleiche Stammwappen führen die Frauenhofen; dies deutet auf gemeinsame Abstammung hin.

Die Gurren von Haag hatten bereits 1245 das springende Pferd als Siegelbild geführt. Ob sie ihren Namen vom Wappen abgeleitet hatten oder umgekehrt, ist nicht zu klären (Sage vom Haager Schimmel). Die Namenswahl spricht jedoch dafür, daß Gurre noch nicht als "schlechte Stute" verstanden wurde (Schmeller). Die zahlreichen Darstellungen zeigen ein munteres, wohlgenährtes Pferd, nicht eine Mähre.

Die Fraunberger (Sigfried I., t 1267) übernahmen das Gurren-Wappen als Herren und Grafen zum Haag; sie bildeten es allein ab. Die Fraunberger zu Fraunberg dagegen quadrierten es mit dem Stammwappen.

Mit der Landkreisreform ist ein großer Teil der alten Grafschaft Haag zum Landkreis Erding gekommen.
In St. Wolfgang und im "Haager Land" finden sich zahlreiche Belege für das Haager Wappen, vor allem in Kirchen, nicht zuletzt aber auch auf den Grenzsteinen (siehe auch: Schierl, W (1984): Historische Grenzen im Landkreis Erding. Erdinger Land Heft 8, S. 24-47).

1. Stifterbild, Holz, farbig gefaßt, datiert 1484, des Sigismund, Gf. seit 1476, t 1522, und seiner Frau Margaretha von Aichberg, St. Wolfgang, Pfarrkirche, Nordwand des Hauptschiffes.
Auf der Tafel wird das Haager Pferd schwarz auf Gold dargestellt - vielleicht ein Hinweis auf die Reichsfarben (wie im Münchner Wappen) und damit auf den Anspruch auf Reichsfreiheit.
Die zweite Tafelhälfte zeigt das Wappen "Aichberg".

2. Gewölbeschlußstein, farbig gefaßt, 15. Jh., St. Wolfgang, Pfarrkirche, unter der Orgelempore.

3. Tafel der Ritterschaft im Herzogtum Bayern (ca. 1570)
EQVESTRIS ORDINIS COMITVM BARONVM ET ALIORVM NOBILIVM VTRIVSQUE BAVARIAE ALVMNORVM NEC NON ET ANTIQVOR TRIVMPHATORVM INSIGNIA

4. Wening, M. (1701-26): Historico-topographica descriptio. Das ist: Beschreibung, Deß Churfürsten- vnd Hertzogthumbs Ober- vnd Nidern Bayrn. Welches in vier Theil oder Renntämbter, Als Oberlandts München vnd Burgkhausen, Vnderlands aber in Landshuet vnd Straubing abgetheilt ist: Warbey alle Stätt, Märckt, Clöster, Graf- vnd Herrschaften, Schlösser, Probsteyen, Commenduren, Hofmarchen, Sitz vnd Sedl ... vorgestellt werden. München/Straubing, Band Renntambt Landshuet.
Wappen der Fraunberger zu Fraunberg: Pfahl quadriert mit Pferd.

5. Totentafel, Stein mit Stuck, farbig gefaßt, für Maria Anna Theresia Adelheid v. Fraunberg (t 1736), verheiratet (1) Pfetten (t 1729) und Horneck von Hornberg (t 1752), Steinkirchen, Pfarrkirche St. Johann Baptist und Evangelist.
Wappen der Fraunberger zu Fraunberg: Pfahl quadriert mit Pferd.
Die Tafel zeigt auch die Wappen der beiden Ehemänner.

6. Bauschmuck, Freskomalerei, etwa 1766 (Neubau), Fraunberg, Filialkirche St. Florian, Chorbogen.
Pfahl und Pferd sind hier getrennt dargestellt.

7. Siebmacher'sche Wappenbücher Band I, 4. Abteilung: Wappen der Städte und Märkte in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Nürnberg 1885, S. 3.
Haag, Markt in Oberbayern, führt den Schild der t alten Grafen von Haag: In R. ein gezäumtes springendes s. Ross. (Das Geschlecht selbst nannte dies Wappenbild eine "Gurre" und sich selbst in früheren Zeiten "die Gurren von Haag.") (Siehe auch die Freiherrn v. Fraunberg beim bayerischen Adel S. 34, Tfl. 31.)
Abbildung: Tafel 5.

8. Fresko-Malerei, Rathaus Erding (sog. Grafenstock), 1912. Abgebildet sind die Wappen verschiedener Pfleger des Pfleggerichts Erding, neben Hanns von Fraunberg (1442-1444; Wappen der Fraunberger zu Fraunberg: Pfahl quadriert mit Pferd) noch Philipp von Preysing (1548-1550), Johannes von Fraunhofen (1453-1487), Krafft von Grünbach (1513-1519), Graf von Seinsheim (ehem. Besitzer des Gebäudes), Graf Bernh. Bero von Rechberg (1666-1691), Ulrich der Ecker (1817), Theodor von Haimhausen (1601-1626), Graf Ernst Benno v. Wartenberg (1629-1666).

Wappen des Stifts St. Wolfgang (errichtet 1737).

1. Freskomalerei, St. Wolfgang, Pfarrkirche, Wolfgangskapelle.
Das Beil ist das Attribut des Heiligen (Legende). Die Farbgebung entspricht wohl dem Rautenschild der Wittelsbacher, die das Stift förderten.
Der Herzschild bringt das kurbairische Wappen, umzogen von den Ketten des Ordens vom Goldenen Vlies (Burgund, Spanien, Österreich) und des Haus-Ritterordens vom Hl. Georg (Baiern, wiedergegründet 1729).
Daneben ist das Wappen des Johann Theodor abgebildet, das die Bistümer Regensburg (1719) und Freising (1727) darstellt, nicht dagegen Lüttich (1744). Damit ist die Datierung zwischen 1729 und 1744 möglich.

2. Grenzstein des Kollegiatstifts St. Wolfgang (sog. Hackl-Stein), bei Spirckersberg. Dieser Grenzstein aus Granit mit der Datierung 1734 zeigt das Wolfgangshackl als Wappen; die Rückseite trägt die Aufschrift "GH" (Grafschaft Haag). Weitere 10 Hacklsteine sind im Gebiet des Landkreises Erding erhalten (Schierl, W (1984): Historische Grenzen im Landkreis Erding. Erdinger Land Heft 8, S. 24-47).

 

Literatur:

Unser Bayern (Heimatbeilage der Bayerischen Staatszeitung) Bd. 23 (1974), S. 48.
Erdinger Neueste Nachrichten (Lokalteil der Süddeutschen Zeitung), 27.04.1993.

 

Links:

Homepage der Gemeinde Sankt Wolfgang
TSV St. Wolfgang (Sportverein)
Lappach bei St. Wolfgang - by Alex Fischer
Gatterberg OpenAir
Schiltern (Michael Rott)

Ehemalige Gemeinden:

Die ehemaligen Gemeinden
Gatterberg,
Jeßling,
Lappach,
Pyramoos,
Schiltern und
Schönbrunn
führten keine eigenen Wappen.


Diese Webseite wurde zuletzt geändert am 14.07.2001 von Marcus Schmöger

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