Die Wappen und Flaggen des Landkreises Erding (Oberbayern)
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Erding Textquellen

Hupp, O. (): Deutsche Ortswappen Bayern Kreis Oberbayern. Bremen (Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft), Nr. 16.

Erding; Stadt, 4274 Einwohner (1925); Wappen: In Silber eine schrägrechts gestellte blaue Pflugschar.
Das schon 1317 urkundliche SIGILLVM CIVIVM IN AERDINGA, und ebenso das auch noch dem 14. Jahrhundert angehörende kleine Siegel mit gleicher Umschrift haben in einem mit ganz kleinen Kreuzchen bestreuten Dreieckschilde die schräggestellte sehr spitze Pflugschar, später wird die Form breiter und der Schild mehr und mehr verziert.


Erdinger Anzeiger, 24./26.12.1952.

Doppelpflugschar Erdings uraltes Symbol

Amerikaner hielten sie für Pfeilspitze

Erding. Das Erdinger Stadtwappen - die Doppelpflugschar - hat schon zu zahlreichen Verwechslungen geführt. Die einen glauben, es sei ein Spaten, und wieder andere nahmen an, es könnte sich um einen Dolch handeln. Ja, die Amerikaner meinten, als sie 1945 an die Sempt kamen, eine Pfeilspitze vor sich zu haben. Sie nannten sogar Klubs nach dem Erdinger Wappensymbol.
Wann Erding sich sein eigenartiges und doch so bezeichnendes Stadtwappen zulegte oder verliehen erhielt, ist nicht mehr eindeutig feststellbar. Anfang des 14. Jahrhunderts finden wir in verschiedenen Archiven Urkunden, die das Erdinger Stadtsiegel mit der Doppelpflugschar, denn um eine solche handelt es sich hier, zeigen. Die älteste datierte stammt aus dem Jahre 1317 und befindet sich an einer Salzburger Urkunde. Woher dieses Symbol kommt, ob es mit der Verleihung des Stadtrechts - etwa 1228 - vom Herzog verliehen wurden, oder ob es das Wappen der Edlen von Erding war, das läßt sich ebenfalls nicht mehr feststellen. Nach der Überlieferung gab Ludwig der Bayer als Dank für die Erdinger Hilfe in der Schlacht bei Gammelsdorf den Bürgern das Recht, weiß-blau als Wappenfarben zu führen. Demnach hat Erding die Pflugschar offenbar schon vorher gehabt.
Es gibt nicht viele Wappen dieser Art, lediglich Straubing hat einen Pflug - repräsentatives Sinnbild seines bäuerlichen Lebensraumes - als Stadtwappen. Es sind eigenartige Zusammenhänge, denn der Vorgeschichtler stellt fest, daß das Gebiet bei Straubing und das Erdinger Land schon seit der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit (sogenannte Straubinger Kultur) mit zu den dichtbesiedeltsten Gebieten in Bayern gehörten. Auch hier waren es stets reine bäuerliche Kulturen, Ackerbauern und Viehzüchter, die diese fruchtbaren Gebiete besiedelten und bewohnten. Das Erdinger Wappen stellt, wie gesagt, die Doppelpflugschar dar. Wenn wir, in der Forschung zurückgehend, das erste Auftreten dieser Pflugform feststellen wollen, dann finden wir, daß diese Art des Pfluges in der von keltischen Kulturen beeinflußten sogenannten La-Téne-Zeit (ab 300 v. Chr.) auftritt. Derartige Eisenpflugscharen, die jeweils umgesteckt werden konnten, wenn die eine geschliffene Seite abgenutzt war, um die andere, noch scharfe zu verwenden, fanden sich in den Inventaren der La-Téne-Stufen in verhältnismäßig geringer Zahl in der Schweiz, in Frankreich und in Süddeutschland. Es ist allgemein bekannt, daß auch der Erdinger Landkreis ein keltisches Zentralgebiet war, das etwa bis 15 n. Chr. eine hochkultivierte Bauernkultur, aber auch schon starke handwerkliche Züge entwickelte. Man kann wohl annehmen, daß zahlreiche Siedlungen unserer Tage auf keltische Ansätze zurückgehen, selbst, wenn später Römer und Bajuwaren der siedlungspolitischen Entwicklung neue Richtung gaben. Der starke Einfluß des Keltentums wird in der Tatsache sichtbar, daß die wesentlichen Flußnamen unseres Gebietes z. B. Isar, Sempt, Isen usw. auf keltische Wortbildungen zurückgehen. Es erscheint daher durchaus begreiflich und annehmbar, daß das keltische Bauerntum und seine durch die Praxis erprobten Ackerbaugeräte ein ganzes Jahrtausend nachwirkten. Auf diese Weise wird wohl auch die Doppelpflugschar sich so stark in der Erdinger Tradition erhalten haben, daß sie in jener Zeit, da die Heraldik emporblühte, Städte und Geschlechter sich Wappen gaben, zum Symbol des Erdinger Stadtwappens wurde. - Es entbehrte nicht eines gewissen Reizes, gelegentlich einer Schweizer Reise in einem Museum in der Kantonhauptstadt Aarau ein Wappen der Edlen Ortstein von Wangen, Aargau/Schweiz, Mitstifter des Klosters St. Urban, vorzufinden, das ebenfalls die Doppelpflugschar mit der Spitze nach links und zusätzlich eine weitere Doppelpflugschar als Helmzier zeigt. Die Form des Wappens ähnelt ganz außerordentlich den frühen Erdinger Wappenformen, die die Doppelpflugschar mit besonders spitzer Schneide darstellen. Dieses Schweizer Edelgeschlecht starb bereits im Mittelalter aus, so daß Bemühungen, die Beziehungen zwischen Symbol und Adelsfamilie zu klären, erfolglos waren.
Die Frage, ob die Pflugschar mit der Spitze nach links oder rechts im Erdinger Stadtwappen heraldisch richtig oder falsch ist, läßt sich nicht so einfach beurteilen. An sich ist die Lage des Symbols - Spitze rechts oder links - in Wappenfeld gleichgültig. Wenngleich im Laufe der Jahrhunderte auch Siegel mit der Spitze nach rechts auftauchen, so deutet doch die Feststellung, daß der überwiegende Teil der Siegel die Spitze nach links hält, darauf hin, daß dies die ursprüngliche und beabsichtigte Placierung der Doppelpflugschar im Wappenfeld ist, an die auch wir uns halten sollten.
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Stadler, K. (1965): Deutsche Wappen Bundesrepublik Deutschland. Band 4 Die Gemeindewappen des Freistaates Bayern I. Teil A-L. Bremen (Angelsachsen-Verlag), S. 47.

ERDING, Stadt (Landkr. Erding). - Wappen: In Silber eine schräg gestellte blaue Pflugschar. - Seit dem aus dem späten 13. Jahrh. stammenden und seit 1303 durch Abdrücke überlieferten ersten Siegel steht im Schild stets die schräg liegende Pflugschar (eigentlich "Pflugeisen"). In den Siegelunterschriften läßt sich erst seit 1634 der städtische Rang des Ortes ablesen, der jedoch schon für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts angenommen werden kann, nachdem der Mauerring vollendet und ein Pfleggericht eingerichtet worden war. Die sehr vielen Abbildungen des Wappens seit 1523 geben übereinstimmend die heutigen Farben an, die Pflugschar aber fast ausnahmslos senkrecht gestellt. Diese war als Gerät zur Bearbeitung der Erde als redendes Zeichen für den Ortsnamen gedacht (vgl. auch Wappen Altenerding). - Stadtfahne (1963) weiß, blau, weiß.


Erdinger Neueste Nachrichten (Lokalteil der Süddeutschen Zeitung), 30.07.1993.

Wappen im Landkreis

SCHON DAS ÄLTESTE, leider nur beschädigt erhalten gebliebene Bürgersiegel aus dem Jahre 1303 zeigt eine Pflugschar. In den Siegelumschriften läßt sich erst 1634 der städtische Rang der Ortschaft ablesen. Die Pflugschar als Symbol der Landwirtschaft ist ein Gerät zur Bodenbearbeitung und als "redendes" Zeichen für den Ortsnamen gedacht. Das Pflugeisen wird blau auf Silber angegeben. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde 1978 aus der Gemeinde Altenerding, der Stadt Erding und der Gemeinde Langengeisling die neue Stadt Erding gebildet. Dem Wunsch der Fusionsgemeinden, ihr eigenes Wappen in dem von Erding mitunterzubringen, wurde nicht nachgekommen. In einem Gutachten der Generaldirektion der Staatlichen Archive heißt es: "Die Stadt Erding ist in der glücklichen Lage, ein seit dem 13. Jhd. nachgewiesenes Wappenbild von einzigartiger Prägnanz zu besitzen. Jedes neue Stadtwappen, in dem Wappenbestandteile der Fusionsgemeinden Altenerding und Langengeisling diesem traditionsreichen Wappenbild hinzugefügt würden, müßte dessen eindrucksvolle Schlichtheit beeinträchtigen oder zerstören. Unter Berücksichtigung der überzeugenden Kontinuität des Erdinger 'Pflugeisens' und in Anbetracht eines überörtlichen, auf die unverfälschte Erhaltung der symbolischen Zeugnisse unserer Vergangenheit gerichteten heraldischen Anliegens muß die Generaldirektion jede Veränderung des bisherigen Erdinger Stadtwappens durch Verbindung mit Wappenbestandteilen der Fusionsgemeinden Altenerding und Langengeisling ablehnen." Damit waren die Wappen Altenerdings und Langengeislings untergegangen.
pb
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Erdinger Neueste Nachrichten (Lokalteil der Süddeutschen Zeitung), 21.07.1999.

Zwei neue Stadtteile am Hals

Die Wappen von Langengeisling und Altenerding zieren jetzt Bauernfeinds Amtskette

Von Martin Erdner

Erding - Wer bisher glaubte, Langengeisling und Altenerding seien nach der Fusion für die Herzogstadt zu einem Anhängsel geworden, der hat zumindest seit wenigen Tagen Recht: Die Wappen der ehedem eigenständigen Gemeinden baumeln nunmehr an der Amtskette des Erdinger Bürgermeisters. Karl-Heinz Bauernfeind wird die um die beiden Wappen erweiterte Kette zum ersten Mal am kommenden Sonntag zur Verabschiedung des Stadtpfarrers Josef Mundigl tragen. Dies möglich gemacht hat der 31jährige Diplom-Ingenieur für Augenoptik, Franz Widmann junior.
Der war selbst überrascht, als er den Auftrag erhielt. Das Erdinger Uhren-, Optik- und Schmuckgeschäft kann solche Aufträge gar nicht selbständig erledigen, spezialisierte Juweliere sind da nach Widmanns Worten gefragt. Doch die Vertrauensstellung des Familienuternehmens, das seit 1896 einen festen Sitz in der Langen Zeile hat, gab den Ausschalg.
"Nach den konkreten Vorstellungen des Bürgermeisters und meinen Vorgaben" gab Franz Widmann den Auftrag weiter an das Feldkirchener Unternehmen "Deschler". Was auf den ersten Blick relativ einfach aussieht - zwei Kettenglieder, zwei Verbindungsschlaufen und die beiden Wappen waren herzustellen -, stellte die Handwerker vor einige Probleme. Denn der ursprüngliche Hersteller der vergoldeten Silberkette, die vor dem Zweiten Weltkrieg angefertigt wurde, ist unbekannt, und damit sind die Muster der Kettenglieder und Verbndungsschlaufen verschollen. Die Sonderanfertigungen trieben die Kosten in die Höhe. 5000 Mark stellte der Stadtrat für die "Aufrüstung" der Bürgermeisterkette bereit. Um rund zehn Zentimeter ist die Kette nun länger. Sie wurde Bauernfeind quasi auf den Leib geschneidert. Und wenn seine Nachfolger kleiner sind, müssen sie das Stadtwappen nicht vor dem Hosentürl baumeln lassen - die Kettenglieder können jederzeit herausgenommen werden. Auch Verlängerungen sind dank der nun vorliegenden Muster möglich.
Fast liebevoll richtet Franz Widmann die Amtskette für das Photo gerade. So schnörkellos, wie sie ist, gefällt sie dem 31jährigen, der seit etwas mehr als einem Jahr das Unternehmen führt: "Das Schlichte ist schöner als das Pompöse."
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Diese Webseite wurde zuletzt geändert am 30.10.1999 von Marcus Schmöger

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